Abzeichen der österreichischen Arbeiterbewegung |
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Abzeichen der österreichischen Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert.
Einleitung
Dieses schmale Büchlein beschäftigt sich mit politischen Abzeichen, im speziellen jenen, die von der Kommunistischen Partei Österreichs und von Organisationen aus ihrem Umfeld stammen.
Jede/r Interessierte kennt Abzeichen. Möglicherweise haben manche schon eines getragen, einige bewahren sie auf, andere sammeln sie. Sie sind in ihrer jetzigen Form weit mehr als hundert Jahre bekannt, und doch blieben ihnen eine breite Akzeptanz unter Sammlern vorenthalten. Im Gegensatz zu ihren ’großen Verwandten‘, den Orden und Ehrenzeichen, die eine wesentlich längere Tradition haben und deren Aufbewahrung und Sammlung es gar zu einer eigenen Bezeichnung, Phaleristik, gebracht hat, somit auf einer Ebene mit der Philatelie oder der Numismatik (wobei letztere sogar einen wissenschaftlichen Status hat und an Universitäten mit einem eigenen Institut vertreten sein kann) steht, fehlen dem Gebiet des Abzeichensammelns bislang alle jene Rahmenbedingungen, die die oben genannten Bereiche auszeichnen; nämlich die der Beschreibung und der Systematisierung. Zu unüberschaubar, beiläufig, ’minder‘, und vergänglich scheint die Produktion und Verwendung der Abzeichen immer gewesen zu sein, als dass sich Einzelpersonen oder Institutionen (z. B. Münzkabinette) damit wissenschaftlich auseinandergesetzt hätten. Nach wie vor sind sie kein Objekt wissenschaftlicher Beschäftigung, weil in vielen Fällen weder die Prägeanstalt, noch die Zeit der Herausgabe oder die Auftraggeber entschlüsselbar bzw. kaum mit entsprechender Präzision zu benennen sind. Dabei erreichen die ’Spitzenprodukte‘ dieses Genres durchaus ein hohes, künstlerisches und handwerkliches Niveau. Freilich, in ihrer Mehrheit handelt es sich um einfache, aus billigen Materialien massenhaft produzierte Gegenstände, die nicht für die ’Ewigkeit‘ konzipiert wurden und werden. Aber wer je solche künstlerisch entworfene ’Spitzenprodukte‘, in Metall graviert und kunstvoll emailliert, in der Hand hielt, sie unter der Lupe betrachten konnte, wird verstehen, dass man ihr ’Aschenbrödeldasein‘ nur bedauern kann. Was Wunder, wenn die Überlieferung solcher Abzeichen – weil zentrale Sammelstellen inexistent sind – lückenhaft ist. Es ist nicht bekannt, dass es, vergleichbar mit Markensammlungen, annähernd komplette (und nicht in Privatbesitz befindliche) Sammlungen der Abzeichen z. B. der österreichischen Sozialdemokratie oder der KPÖ gibt. Zirkel, wie bei den Philatelisten gibt es nicht, schon gar nicht Kataloge, oder katalogähnliche Erfassungen nach denen gesammelt und überprüft werden könnte.
Doch auch die Zeiten dieser materialtechnisch z.T. hochstehenden Produktionen sind endgültig passé. Die mit ausgeprägter Handarbeit und Fertigkeit verbundene Arbeit verschwand wegen des damit verbundenen Kostenfaktors in der Abzeichenproduktion gänzlich. Sie wurde durch die Möglichkeiten der maschinellen (Massen)Fertigungen, sowie den Veränderungen am Materialsektor – Lacke ersetzten Email –, sowie der Auslagerung der Produktion nach Ostasien, zu einem Billigprodukt, das kaum künstlerische Ansprüche hat.
Was einst ein Zusammenspiel unterschiedlicher Handwerksdisziplinen war (Graveur, Emailleur), wird heutzutage durch eine Drucktechnik substituiert, mit der grafische Feinheiten auf kleine Metall- oder Kunststoffflächen projiziert werden können, wie man sie bislang nur im Papierdruck kannte. Doch die Faszination transluziden Emails und auf gravierten Metallflächen gebrochenen Lichts können damit bei weitem nicht imitiert, geschweige denn der damit verbundene optische Genuss ersetzt werden.
Die sich im 19. Jahrhundert herausbildende und organisierende Arbeiterbewegung hat Abzeichen auch in ihren Alltag eingebunden. Somit stellen sie einen Teil der von ihr produzierten Alltagsgegenstände dar, in denen sich Aspekte ihrer Alltags- Feier- u. Kampftraditionen widerspiegeln; sie zählen als Realien zu ihrer Geschichte.
Die kurze Einführung soll den Leserinnen und Lesern Grundkenntnisse über Geschichte, Herstellungstechniken und Bildsprache der Abzeichen vermitteln. Dazu wurde auf vorhandene Literatur zurückgegriffen. Die zweifellos umfassendste Arbeit in Bezug auf die Bildsprache dazu – wenngleich sie zeitlich mit dem ersten Weltkrieg endet – ist die Dissertation von Josef Seiter. Vieles in dem vorliegenden Text wurde daraus übernommen, wenngleich der leichteren Lesbarkeit wegen auf spezielle Verweise verzichtet wurde. Seiter verfasste, aufbauend auf seiner Dissertation, auch ein einschlägiges Buch (s. Literaturangaben), das aber nur mehr antiquarisch erhältlich ist.